Gewitter in den Bergen: Allgemeines für richtige Verhaltensweisen
Ein wichtiger Punkt für eine sichere Tour ist das Wissen, wie Du Dich bei Gewitter in den Bergen richtig verhalten kannst. Grundsätzlich gilt es in den Sommermonaten, wenn die Gewittergefahr recht groß ist, so früh wie möglich zum Beispiel auf die Alpenüberquerung zu starten. Dies betrifft insbesondere den Zeitraum von ca. Ende Mai / Anfang Juni bis Mitte / Ende August. Davor und danach ist die Gewittergefahr in den Bergen deutlich geringer, jedoch nicht ausgeschlossen. Wärmegewitter entstehen oft bereits am frühen Nachmittag. Wenn Du Deine Tour daher so planst, dass Du spätestens um 14:00 Uhr am Ziel bist, ist die Wahrscheinlichkeit, in ein Gewitter in den Bergen zu geraten, bereits deutlich reduziert. Dennoch können Gewitter in den Bergen grundsätzlich zu jeder Tages- und Nachtzeit entstehen. Daher möchten wir Dich hier über allgemeine Verhaltensweisen bei Gewitter in den Bergen informieren, damit Du es im Notfall möglichst trocken und ohne Angst überstehen kannst.
Tourenplanung: so bereitest Du Dich auf Gewitter in den Bergen vor
Im Vorfeld der Tour solltest Du selbstverständlich immer den aktuellen Bergwetterbericht lesen und dementsprechend Start und Ende der Tour planen. Der Wetterbericht sollte immer essenziell für Deine Tourenplanung sein. Der Bergwetterbericht des DAV ist hierfür beispielsweise eine gute Quelle: https://www.alpenverein.de/bergwetter
Gut wäre es des Weiteren, wenn Du bzgl. der geplanten Tour über möglichst relevante Dinge Bescheid weißt, die Dir bei einem Gewitter in den Bergen helfen können: Beispielsweise, ob es exponierte Lagen oder seilversicherte Passagen (diese leiten den Strom schneller und besser im negativen Sinn als alles andere in den Bergen!) gibt. Wo überall sich Seilversicherungen befinden, ist oft allerdings gar nicht so einfach herauszufinden (außer bei einem Klettersteig). Bei der Tour auf dem Weg von Oberstdorf nach Meran gibt es bei vielen Varianten seilversicherte Abschnitte, die in den einschlägigen topografischen Karten nicht eingezeichnet sind. Außerdem ist es immer gut zu wissen, ob es unterwegs größere Hütten gibt. Diese können Dir im Notfall Schutz bieten. Die Praxis zeigt jedoch, dass es a) kaum möglich ist, all solche Dinge im Vorfeld herauszufinden und dass, b) selbst wenn es möglich ist, es kaum jemand macht.

Bei Gewitter in den Bergen: das richtige Verhalten während der Tour
Bei Gewitter in den Bergen ist das richtige Verhalten auf einer Tour entscheidend. Während Deiner Tour solltest Du bei Gewittergefahr daher immer den Himmel beobachten. Sobald Du der Meinung bist, es könnte ein Gewitter entstehen, solltest Du jede Form von Graten und Anhöhen meiden und schon gar nicht weiter auf solche aufsteigen. Sofern Du den höchsten Punkt schnell erreichst und danach unmittelbar der Abstieg folgt, gilt es hier abzuwägen und im bekannten Gelände evtl. dennoch aufzusteigen (das muss dann aber sehr zügig gehen).
Vielleicht entdeckst Du eine kleine Hütte in der Nähe, die Schutz bieten könnte (sicher ist das nicht). Sofern das Gewitter unerwartet auftaucht, musst Du gefährdete Orte sofort verlassen (besser es kommt erst gar nicht dazu). Ebenso schleunigst zu verlassen sind Bäche und Seen, schlicht alle Bereiche, welche Wasser führen.
Wir alle kennen den Spruch: "Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen". Das ist (leider) völlig falsch. Einzel stehende Bäume sind immer kritisch zu bewerten und diese sollten niemals als Unterstand genutzt werden. Auch ein Zelt ist absolut kein sicherer Ort. Ganz generell sind auch Unterstände, wie eine überhängende Felswand oder ein Waldrand, ebenso zu meiden. Sofern Du eine große Höhle findest, ist das gut, sofern der Abstand zu den Wänden mindestens 1,5 m beträgt. Am Waldrand würdest Du da bereits wieder im Nassen stehen. Relativ sicher ist es hingegen mitten in einem dichten Wald. Oder auch auf freien Bergwiesen. Dort jedoch nicht auf einer Anhöhe, sondern eher in einer Mulde (nicht im Wasser!). Am sichersten ist es in einer Schutzhütte – idealerweise mit einer funktionierenden Blitzschutzanlage. Das Begehen von seilversicherten Passagen oder gar Klettersteigen ist bei Gewitter absolut tabu.
Solltest Du in einer Gruppe unterwegs sein, gibt es Dir vielleicht ein gutes Gefühl, sofern ihr alle dicht gedrängt und gemeinsam unterwegs seid und Euch gegenseitig beruhigt. Das dicht gedrängte laufen ist aber keine gute Idee. Denn im Falle eines Falles führt gerade das zu einem Übertrag des Blitzes von einem zum anderen. Eventuell ziehst Du bei Gewitter auch eher einen Notabstieg in Erwägung.

Gewitter in den Bergen frühzeitig erkennen
Wenn Du weißt, worauf Du achten musst, lassen sich teilweise recht früh Anzeichen auf mögliche Gewitter in den Bergen erkennen. Recht früh bilden sich in den Bergen in den Sommermonaten Haufenwolken. Diese haben zunächst nichts zu bedeuten. Wenn diese Wolken sich jedoch turmartig oder ambossförmig aufbauen, dann ist das ein Vorbote eines potentiellen Gewitters. Dies geht oft so schnell, dass Du zuschauen kannst, wie die Wolkenberge in die Höhe wachsen. Sind sie noch weit entfernt und die Hütte nah, ist es meist noch früh genug, um trocken anzukommen. Sofern diese Wolken jedoch von aufkommendem Wind begleitet werden, sogar ein Surren in der Luft wahrzunehmen ist, ist es höchste Zeit, schnell einen sicheren Ort aufzusuchen.
Im Gewitter auf der Tour: das richtige Verhalten in den Bergen
Gerade bei einer Mehrtagestour, wie einer Alpenüberquerung, kann es trotz guter Planung durchaus vorkommen, dass Du ein Gewitter nicht mehr umgehen kannst und plötzlich mitten drin bist. Jetzt heißt es richtig zu handeln, denn das richtige Verhalten bei Gewitter kann in den Bergen überlebenswichtig sein.
Was tun im Gewitter in den Bergen?
Du bist im freien Gelände, kein Schutz weit und breit, aber ein Gewitter über Dir. In dieser Situation empfiehlt es sich, eine Schutzposition einzunehmen, das sogenannte Kauern. Am besten macht ihr dies mit geschlossenen und angezogenen Beinen auf einem trockenen Rucksack oder einer sonstigen trockenen Unterlage. Je geringer der Kontakt zum Boden ist, desto geringer ist die Gefahr von Kriechstrom. Wenn Du jetzt aber denkst, dann stelle ich mich doch lieber hin: Nein, denn da bist Du wieder mit Abstand der höchste Punkt. Und auch wenn es schwerfällt: Ruhe bewahren. Ein Wärmegewitter zieht meist rasch vorbei und die größte Gefahr hält nicht allzu lange an. Allerdings solltest Du diese Position einbehalten, bis das Gewitter mindestens 10 km entfernt ist. Warum? Weil die Blitze nicht nur aus der Mitte der Gewitterzelle entstehen, sondern auch am Rand. Und so eine Zelle kann gewaltige Ausmaße annehmen. Ganz sicher ist das Gewitter erst vorbei, wenn Du seit ca. einer halben Stunde keine Aktivitäten mehr wahrgenommen hast.
Sofern sich relevante metallische Gegenstände im oder am Rucksack befinden, musst Du diese außerdem mit ausreichend Abstand deponieren. Dazu gehören Wanderstöcke, Eisschrauben, Steigeisen, Pickel etc.
Entfernung des Gewitters errechnen
Um die Entfernung des Gewitters zu errechnen zählst Du die Zeit in Sekunden zwischen Blitz und dem darauffolgenden Donner (das geht natürlich nur zu Beginn, sofern es einzelne Blitze sind) und teilst dies durch drei. Bei beispielsweise einer Zeit von ca. 10 Sekunden ist das Gewitterzentrum nur noch drei Kilometer entfernt. Nun ist es allerhöchste Zeit Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Unterscheidung Frontengewitter und Wärmegewitter in den Bergen
Bei diesen zwei Typen handelt es sich um die wahrscheinlichsten Gewitter auf Deiner Bergtour. Du wirst vermutlich nur mit ihnen zu tun haben.
Frontengewitter haben eine eindeutige Zugbahn und sind sehr großflächig. Oft folgt ihnen ein Wettersturz mit deutlich tieferen Temperaturen. Sie treten auch schon mal, wenn auch selten, von Herbst bis Frühling auf.
Wärmegewitter treten hauptsächlich von Juni bis August während Schönwetterphasen auf. Meist erst am Nachmittag und in Abhängigkeit der Temperatur, sprich je wärmer (mehr Feuchtigkeit in der Luft), desto öfter. Je länger die Schönwetterperiode anhält, desto größer wird die Gewittergefahr.

Das Wichtigste zum richtigen Verhalten bei Gewitter in den Bergen
Von Juni bis August ist die Gewittergefahr in den Alpen am höchsten. Es ist daher wichtig, den Bergwetterbericht zu kennen und die Tour vorausschauend zu planen.
Bei Gewitter in den Bergen nicht sicher oder sofort zu verlassen sind:
- Erhöhte und exponierte Bereiche, wie Gipfel und Grate
- Seilversicherte Passagen
- Gewässer (z.B. Bäche, Seen, Mulden welche sich mit Wasser füllen können)
- Einzelne Bäume und Waldränder
- Überhängende Felswände oder Felsblöcke als Unterstand
- Liftstützen
- Zelt oder kleine Hütten
Sichere Orte bei Gewitter in den Bergen sind dagegen:
- Schutzhütten und Almen mit Blitzableiter
- Mitten im Wald
- Mulden auf Bergwiesen
- Höhlen mit mind. 1,5 Meter Abstand zur Wand
Verhalten im Gewitter:
- Schutzposition einnehmen
- Abstand zu anderen Personen
- Metallgegenstände weglegen
- Ruhe bewahren!
