Verhalten bei Sonne und Schnee im sommerlichen Gebirge
Bei Touren in den Bergen – egal, ob Du auf einer Tagestour oder einer mehrtägigen Alpenüberquerung unterwegs bist – können Witterungen immer eine akute Gefahr darstellen. Neben Gewitter in den Bergen können uns auch die Sonne und Schnee im Sommer ordentlich zusetzen, eine Gefahr die häufig unterschätzt wird. Während viele Bergsteiger die Risiken durch Gewitter kennen und respektieren, werden die Gefahren durch intensive Sonneneinstrahlung und sommerliche Schneefelder häufig nicht ganz ernst genommen. Dabei wird die Sonnenstrahlung mit jedem Höhenmeter immer intensiver und bringt damit eine deutlich erhöhte UV-Belastung mit sich. In Kombination mit stärkerer Reflektion auf Schneeflächen kann das schnell zu Problemen führen. Auch Schneefelder bergen im Sommer einige Gefahren, da sich hier im Lauf des Tages der Untergrund schnell von hart gefroren zu weich und rutschig entwickeln kann.
Sonne im Gebirge: Gefährdung in den Bergen durch Sonnenstrahlung & Hitze
Die Gefahren durch die Sonne im Gebirge sind recht schnell beschrieben. Zum einen besteht die Gefahr eines Sonnenbrandes. Dabei geht die Gefahr von den UV-Strahlungen aus, deren Intensität um 1% pro 100 Höhenmeter steigt. In Berlin und Frankfurt, aber auch in Wien, bewegst Du Dich auf einer Höhe, die nicht weit über dem Meeresspiegel liegt. Bei einer Hüttentour in den Zentralalpen oder generell einer Überquerung der Alpen bist Du die meiste Zeit auf über 1.000 m unterwegs und recht häufig deutlich über 2.000 m, ab und an gar auf 3.000 m Höhe. Du musst Dir also bewusst sein, dass die Intensität der UV-Strahlung über viele Stunden hinweg in einer Tourwoche oft 20 % höher liegt als zu Hause.
Sonnenschutz Berge: Sonnenbrand vermeiden im Gebirge
Um einen Sonnenbrand in den Bergen zu vermeiden, solltest Du Deinen Hauttyp kennen und Dich entsprechend der erhöhten UV-Strahlung im Gebirge schützen. Wirksamer Sonnenschutz in den Bergen ist entweder entsprechende Kleidung oder eine passende Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor (am besten LSF 30 oder mehr).
Bitte vergiss beim Sonnenschutz in den Bergen die Lippen, Ohren und die Augen nicht – hier lohnt sich die Investition in eine gute Sonnenbrille, um die Augen zusätzlich zu schützen.
Gerade in den hohen Bereichen im Gebirge kommen oft noch Schnee und Eis dazu. Dann werden bis zu 90 % des Sonnenlichts reflektiert, was die UV-Strahlung noch zusätzlich erhöht.
Wichtig: auch im Schatten ist bei strahlendem Sonnenschein die UV- Strahlung in den Bergen immer noch recht hoch. Selbst in dichtem Wald ist sie nur bis zu 30 % reduziert, daher auch bei Routen durch waldreiche Gebiete kurz eincremen und entsprechende Kleidung tragen.
Sonne vermeiden beim Wandern: früh aufbrechen
Neben den oben beschriebenen Verhaltensweisen kannst Du der Sonne in den Bergen durch sehr frühes Aufbrechen aus dem Weg gehen oder zumindest einen Großteil der Strecke vor 11:00 Uhr hinter Dich bringen. Und denk bitte allgemein dran, nicht erst der Sonnenbrand schädigt Deine Haut. UV-Strahlung ist nie günstig für die Haut und diese dankt es Dir, wann immer Du vorbeugst, egal ob durch Eincremen, Kleidung oder frühen Aufbruch.
Sonnenstich vermeiden beim Wandern
Eine weitere Gefahr stellt der Sonnenstich (medizinisch Insolation) da. Dieser entsteht nicht durch UV-Strahlung, sondern durch die Hitze. Wenn Kopf und Nacken über einen zu langen Zeitraum lange hohen Temperaturen ausgesetzt sind, kommt es zur Überhitzung. Dem kannst Du vorbeugen, in dem Du den Kopf und Nacken durch einen Hut schützt und regelmäßig Pausen im Schatten machst. Ebenso hilfreich sind frühes Aufbrechen und die Vermeidung der Mittagshitze. Weiterhin solltest Du viel trinken (hauptsächlich Wasser und nichts Alkoholhaltiges).
Gefahren und Verhalten im Schnee beim Wandern
Es klingt zunächst banal, aber im Schnee zu wandern ist im Aufstieg immer Zeit und kraftraubend. Das Einsinken verlangsamt unser Vorwärtskommen erheblich. Im Abstieg können Geübte jedoch beim Wandern im Schnee schneller vorankommen, als sonst. Wenn du also im Schnee nur halb so viele Höhenmeter wie sonst machst, hat das auf Deine geplante Tour erheblichen Einfluss (Mittagshitze kann nicht vermieden werden, Schnee wird immer weicher und schwerer zu gehen etc.)
Wandern bei Schnee im Gebirge
Im Gebirge im Schnee zu laufen, mag für Dich zunächst mehr als ungewohnt sein. In der Ebene stellt dies kein allzu großes Problem da, außer dass es etwas rutschig ist. Mit Wanderstöcken lässt sich das noch ganz gut ausgleichen. Ohne Wanderstöcke wird es unter Umständen schon mal zu einer äußerst wackeligen Angelegenheit.
Ganz anders sieht es aus, wenn es steil im Schnee bergauf oder bergab geht, oder wenn Du ein steiles Schneefeld queren musst. Stöcke sind hier schon fast ein Muss. Hier solltest Du auf keinen Fall ausrutschen (wir schildern wir weiter unten, was zu tun ist, wenn es doch passiert). Im Aufstieg solltest Du versuchen mit den Fußballen Tritte zu machen (im harten Schnee fast unmöglich). Im Abstieg solltest Du jedoch die Hacken nutzen um möglichst sicher begab zu gehen. Das ist jedoch leichter gesagt, als getan – der Blick in die Tiefe macht das für einige unmöglich. Die Querung eines Schneefeldes meisterst Du am besten, in dem Du versuchst eine waagerechte Spur anzulegen. Evtl. können Grödel helfen solche Passagen zu begehen.
Zu beachten ist zumindest ab und an die Lawinengefahr. Zugegeben ist diese im Sommer eher selten und für Laien fast unmöglich zu erkennen. Das Thema ist so vielfältig und komplex, dass es viele Jahren Erfahrung braucht, um entsprechend handeln zu können. Deshalb gehen wir auf diese Thematik nicht weiter ein.
Überraschende Schneefelder im Sommer
Jetzt fragst Du Dich vielleicht warum wie diesem Thema so viel Beachtung schenken. Ganz einfach, weil uns derartiges alle paar Jahre ereilt. 2024 z.B. waren einige Alpenüberquerungen Ende Juni / Anfang Juli nicht wie geplant machbar und einige Gruppen wurden in Schneefeldern abgeseilt, an Stellen, die sonst trockenen Fußes überwunden werden können. Die Schneefelder auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran oder auf der Route Königsee – Drei Zinnen haben sich den ganzen Sommer über gehalten. Und der erste Wintereinbruch hat uns während der Touren voll erwischt. So fielen zum Beispiel in den Berchtesgadener Alpen auf ca. 1.700 m Höhe Mitte September mehr als 150 cm Neuschnee. Unsere Gruppen stapften in dieser Woche teilweise hüfthoch durch den Schnee und bei einigen Veranstaltern (so auch bei uns) wurden bestimmte Touren aufgrund der Neuschneemenge komplett abgesagt.
Verhalten beim Abrutschen in Schneefeldern
Sofern das Schneefeld steil genug ist, dass Du lange nach unten rutschen könntest, gibt es nur eine Möglichkeit zu bremsen, egal wie der Sturz zustande gekommen ist. Du musst Dich in Liegestützposition begeben (Kopf nach oben) und versuchen die Fußballen in den Schnee zu drücken. Diese Position bremst Dich auch bei relativ hartem Schnee recht schnell ab.
Wo mit Altschneefeldern auf unseren Hauptrouten zu rechnen ist
Bei folgenden Alpenüberquerungen musst Du zumindest im Juni und evtl. auch im Juli noch mit Altschneefeldern rechnen. Das schließt jedoch nicht aus, dass es bei vielen anderen Touren immer wieder kleinere oder mittlere Schneefelder geben kann.
- E5 von Oberstdorf nach Meran beim Aufstieg zur Kemptner Hütte, oberhalb der Memminger und der Braunschweiger Hütte
- Königssee – Drei Zinnen (in der Pfandlscharte) und beim Übergang zum Glocknerhaus und evtl. am Degenhornsee
- Allgäu – Vinschgau in der Schmalzgrubenscharte und nach der Heidelberger Hütte
- Garmisch – Sterzing beim Übergang zur Franz Senn Hütte am Schafgrübler und später am Schrimmennieder
Und ganz allgemein ist auf allen Routen, auf denen wir nordseitig an oder über die 3.000 m kommen und bei allen Touren, bei denen in der Beschreibung Gletscher erwähnt werden, mit Altschneefelder zu rechnen – ausgeschlossen sind sie nie beim alpinen Wandern.